8.6.09

Die Götzen die wir schufen

Das Gebot, "Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen" gab es gewiss nicht ohne Grund. Seit Anbeginn der Zeit tendieren Menschen dazu, entweder die Werke ihrer Hände anzuhimmeln, oder ihre Vorstellungen von Gott oder ihren Göttern in ihr eigenes, verlängertes Ego zu projezieren, oder ganz einfach dazu, anderen ihre eigene Vorstellungen von Gott aufzudrängen; und es ist gewiss traurig was diese Art von falscher Religiosität in der Welt angerichtet hat.

Vielleicht wäre der Islam nie entstanden wenn sich die Christen etwas mehr an jenes Gebot gehalten hätten, anstatt vor ihren Marienstatuten nieder zu knien, was sie in den Augen Mohammeds allesamt zu Götzenanbetern machte...

Aber so traurig der Fall von fehlgeleiteten Gläubigen auch sein mag, die nur ein Bildnis Gottes verehren, statt den Echten, Lebendigen, so gibt es doch noch eine armseligere Sorte von Leuten, und das sind diejenigen die anstelle eines Bildnisses oder einer Vorstellung von Gott, ein falsches Bild von sich selbst anbeten.

Es ist ja vollkommen okay sich selbst zu mögen und auch zu lieben. das Problem ist nur, dass manche Leute das nicht schaffen ohne sich zuerst ein nicht ganz wahrhaftsgetreues Selbstimage zu schmieden, das sie in ihren eigenen Augen als eine Art Mutter Teresa oder Superman darstellt; eine Rolle die sie dann auch gewissenhaft spielen, und ziemlich glaubhaft rüber bringen. Und die meisten Leute kaufen's ihnen auch ab.

Aber man kann zwar ein paar Leute eine Zeit lang verarschen, vielleicht sogar die meisten Leute für den größten Teil der Zeit, aber man kann nicht die ganze Zeit lang alle Leute verarschen (die frei-deutsche Übersetzung von dem Spruch, "You can fool some of the people some of the time; you can even fool most of the people most of the time, but you cannot fool all the people all of the time!")

Irgendwann kommt einer daher der die Fassade durchschaut.

Jesus war zum Beispiel so ein Typ. Darum wurde Er auch von den selbstgerechten, scheinheiligen Pharisäern, die sich selbst für so heilig hielten so gehasst, verfolgt und schließlich verraten.

Und darum ließ Er auch solche Sprüche vom Stapel wie, "Lasst die Toten ihre Toten begraben."

Jene, die sich ihr Leben lang so verhalten als ob sie unsterblich wären, und wenn dann aber jemand in's Gras beisst, sie sich als gerechter als Gott aufspielen und meinen besser zu wissen wann es die rechte Zeit gewesen wäre für denjenigen zu gehen.

Oder Sprüche wie, "Wer sind Meine Brüder und Meine Schwestern? - Die, die den Willen Meines Vaters im Himmel tun."

Oder, "Denkt nicht, Ich sei gekommen Frieden zu bringen. Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn Ich bin gekommen, Zwiespalt zu bringen zwischen einem Menschen und seinem Vater, und zwischen Tochter und Mutter, ... und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein." (Matth.10:34, 35)

"Denn wer Vater oder Mutter ... Sohn oder Tochter ... Bruder oder Schwester mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert."

Er kannte die Spielchen die die Menschen spielen.

Jene Anbeter ihres eigenen Scheinbildes könnten niemals verstehen wie ein Sohn Gottes die Dreistigkeit hätte besitzen können, so etwas je zu sagen . Es klingt so schrecklich politisch unkorrekt. So ganz anders als alles was sie in ihrer Selbstverliebtheit je von sich geben würden.

Aber schließlich ist das ja auch der Grund warum sie ein (wenn auch unrealistisches) Image ihres Selbst anbeten, statt irgendein höheres Wesen das ihnen womöglich die Show stehlen könnte: sie wissen es besser, tun alles besser und sind schlichtweg besser als jedes allmächtige, allwissende und allgegenwärtige Wesen es je könnte, und wehe dem, der ihnen in den Weg gerät. Dann sind sie ganz schnell mit Hammer und Nagel zur Hand und keifen, "Kreuzige ihn!!! Kreuzige ihn!!!"

Das Problem mit solchen Leuten ist, dass sie sich für Gott-weiss-wie gut und heilig halten weil sie sich um jemanden „kümmern,“ ohne sich jemals bewusst zu werden dass sie denjenigen den sie unter ihre Fittiche genommen haben mit ihrer verblendeten Einstellung und Selbstverliebtheit vergiften, denn was sie in Wirklichkeit wollen, ist nicht demjenigen helfen, sondern für ihre Hilfe belohnt zu werden, selbst wenn der Lohn lediglich in der Berechtigung besteht, sich selbst auf die Schulter klopfen zu können.

Sorgsam halten sie jeden von ihren Schützlingen fern, der ihnen eine wirksamere Hilfe anbieten könnte und sie eventuell noch ohne ihre Position auf dem Thron lassen könnte, den sie in ihrem Kopf und den Leben anderer errichtet haben.

Wenn der Schützling an den guten Absichten zugrunde geht, heisst dann das Eigenlob, „Ich hab’ mich um ihn bis zum Schluss gekümmert... und wo warst du?“

Nun, wer möchte schon einer solchen Kreuzung zwischen Mutter Theresa und Cruella Deville in die Quere kommen?

Ja, die etablierte Religion und was die Menschen aus dem Glauben gemacht haben, ist ein Trauerspiel. Aber noch weitaus jämmerlicher sind jene Selbstanbeter und Ego-Junkies mit ihren entrückten Vorstellungen und Götzenbildern die sie von sich selbst geschaffen haben, und die Tyrranei die sie auf jene ausüben die sich weigern vor diesen Götzen nieder zu fallen.

Es ist so wie der Witz den wir bei unserem letzten Gig gemacht haben: in die Kirche gehen ist schlimm genug, aber wählen gehen ist noch schlimmer.

Ein falsches Bild von Gott anzubeten ist traurig. Aber ein falsches Bild von sich selbst anzubeten ist noch viel trauriger.

Leider ist die letztere die weitaus populärere und weiter verbreitete Religion unserer Zeit, die unendlich mehr Unheil anrichtet als es sämtliche religiösen Fanatiker je könnten.

Der Vorteil ist: sie haben keinen Gott der an allem Schuld ist. Den haben ja die anderen. Denn 3 Milliarden kleinen verkappten Pseudogöttern kommt so schnell keiner auf die Schliche.

Perfekt getarnt unter dem Denkmantel der Demokratie kann jeder sein eigener kleiner Diktator oder Führer sein, und seinen eigenen kleinen privaten "Holocaust" anrichten. Die Schuld kann man hinterher dann wieder dem Gott in die Schuhe schieben den es gar nicht gibt.

Oder den religiösen Fanatikern: Gestern den Juden, heute den Muslimen, morgen den Christen und allen ander'n "Terroristen" - im Namen der individuellen Allwissenheit des Bürgers der Neuen Weltordnung im Jahrhundert der universellen, westlichen Erleuchtung... Jener "freien," modernen, demokratischen und angepassten Weltanschauung die uns ja schon so toll gemacht hat und dem Rest der Welt jetzt gerade eingetrichtert wird, egal ob sie das Zeug schlucken will oder nicht...

Na dann, "Prost!"

Ja, es ist kein Geheimnis: es wurde im Namen Gottes Mist gebaut. Aber was die unzaehligen kleinen antichristlichen Hitlers, Maos und Stalins taeglich in ihrem eigenen Namen abziehen, ist auch nicht gerade berauschend. Es ist, egal wie toll es jeder einzelne von ihnen auch finden mag, im Hinblick auf das Gesamtresultat, unter aller Sau.